Was wurde aus den Kakao-Projekten von Südwind?
Was wurde aus den Kakao-Projekten von Südwind?
Mehr als neun Kilogramm Schokoladenprodukte lässt sich jeder und jede Deutsche pro Jahr schmecken. Doch während wir genießen, ist der Anbau von Kakao für rund 5,5 Millionen meist kleinbäuerliche Familien weltweit die immer prekärer werdende Lebensgrundlage. Viele von ihnen bleiben mit ihrem Einkommen unter der absoluten Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag. Häufig müssen deshalb auch die Kinder mitarbeiten.
Mehr als 70 Prozent der globalen Kakaoernte stammen aus Westafrika. Seit rund zehn Jahren beschäftigt sich das Bonner Südwind-Institut mit der Frage, wie die Situation der Kakaobäuerinnen und -bauern dort verbessert werden kann. Unsere Stiftung hat bis heute drei Projekte von Südwind zu diesem Thema mit insgesamt 96.450 Euro gefördert.
2010 und 2011 ging es um „Soziale und ökologische Probleme bei der Produktion von Kakao in Ghana: Wie können deutsche Unternehmen zu einer Verbesserung der Situation beitragen?“ (Z-5144). „Die erste Tagung zum Thema Kakao, die im Rahmen dieses Projekts organisiert wurde, hat sicherlich mit zur wenig später erfolgten Gründung des Forums Nachhaltiger Kakao beigetragen“, sagt Friedel Hütz-Adams, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Südwind. 2013 beschäftigte sich ein weiteres Südwind-Projekt unter einer ähnlichen Fragestellung mit dem Kakaoanbau in Nigeria (E-4840).
Mit dem dritten von uns geförderten Projekt hat Südwind 2017 am Beispiel von Ghana und der Côte d’Ivoire eine Debatte zur Preisgestaltung im Kakaosektor eröffnet (Z-5371). Vor dem Hintergrund zahlreicher Probleme – vom hohen Alter vieler Bäuerinnen und Bauern bis zu den Folgen des Klimawandels – müsse die Kakaobranche intensiv über langfristige Perspektiven nachdenken, wie mit dem Anbau von Kakao ein ausreichendes Einkommen erzielt werden könne, so das Südwind-Institut.
Laut Hütz-Adams zeigt sich mehr und mehr, dass dazu eine Zertifizierung alleine nicht ausreichen wird. Zudem führe der massive Preiskampf der Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette dazu, dass die Investitionen in mehr Nachhaltigkeit bei weitem nicht ausreichten. „Viele Unternehmen suchen daher nach Wegen, wie man gemeinsam als Sektor vorgehen kann.“
Nach Ansicht von Friedel Hütz-Adams hat die Förderung der Stiftung dazu beigetragen, dass Südwind seit 2009 konstant zu dem Thema Kakao arbeiten kann: „Diese Konstanz hat zum Aufbau großen Fachwissens geführt, sodass aus dem ursprünglich regional begrenzten Projekt ein Engagement im gesamten Kakaosektor wurde.“ Trotz aller Bemühungen müsse allerdings festgehalten werden, dass sich die soziale und ökologische Situation in der Kakaoproduktion Westafrikas in den vergangenen Jahren kaum geändert habe.
Zwar gebe es mittlerweile eine Vielzahl von Projekten, die Unternehmen sowie die Entwicklungszusammenarbeit und Regierungen der Anbauländer angeschoben hätten. Doch zugleich sei der Kakaopreis im September 2016 von einem ohnehin schon niedrigen Niveau nochmals abgestürzt und liege weit unter dem, was für einen nachhaltigen Kakaosektor erforderlich sei. „Zudem ist die Produktivität vieler Bäuerinnen und Bauern relativ gering und die Unterstützung durch Regierungen, etwa mit Investitionen in eine verbesserte Infrastruktur, reicht nicht aus“, so Hütz-Adams.
Südwind wird sich weiter aktiv an der Diskussion über neue Wege zur Einkommenssicherung von Kakaobäuerinnen und -bauern beteiligen. Auch sind weitere Studien vorgesehen. „Darüber hinaus unterstützen wir nachdrücklich Planungen, möglichst auf EU-Ebene ein Gesetz zu erlassen, das Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihrer Wertschöpfungskette verpflichtet“, sagt Friedel Hütz-Adams. Mittlerweile werde ein solcher Ansatz auch von ersten Unternehmen unterstützt.
Weitere Informationen unter www.suedwind-institut.de