UNESCO BNE 2030 – Bildung neu denken
UNESCO BNE 2030 – Bildung neu denken
Bildung in Zeiten zunehmender Krisen und dazu passende Handlungsoptionen
Wir leben in der Klimakrise, die mit atemberaubender Geschwindigkeit immer neue Jahrhundertereignisse produziert. Die Kurve der steigenden Temperatur ist dabei eine Kurve zunehmender Unsicherheiten. Die schon vor Corona gewaltige Kluft zwischen Arm und Reich ist in den meisten Gesellschaften während Corona weiter gestiegen.
Gleichzeitig erleben wir ermutigende Aufbrüche einer sozialökologischen Transformation. Junge Menschen gehen auf die Straße wie nie zuvor in den letzten Jahrzehnten. 2019 hat die UN-Generalversammlung das neue UNESCO-Programm „BNE 2030“ mit einer Laufzeit 2020–2030 analog zur Laufzeit der SDGs beschlossen. Es ist das Nachfolgeprogramm des BNE-Weltaktionsprogramms, welches mit der Aussage: „[BNE sollte] Menschen befähigen (engl.: empower), sich selbst und die Gesellschaft, in der sie leben, zu transformieren“ schon ein wichtiges Zeichen gesetzt hat.
Einige Auszüge aus dem UNESCOProgramm BNE 2030
Das Programm sieht BNE als ziel- und handlungsorientiert an: „Alle BNE-Aktivitäten tragen zur Umsetzung der SDGs bei“ (5.3). Die Zielgruppen von BNE 2030 sind: Entscheidungsträger_innen in Politik und Wirtschaft, Leiter_innen von Organisationen und Institutionen, Eltern, Bildungsmultiplikator_innen, Jugendliche und Gemeinschaften. Das neue UNESCO-Programm teilt sich in drei zentrale Stränge:
1. Die Entwicklung und das transformative Handeln Einzelner sowie auch der Gemeinschaft (4.1–4.7)
„Es muss mehr Aufmerksamkeit auf das Individuum gerichtet werden und darauf, wie individuelles Verhalten verändert (transformed) wird. Gerade junge Menschen brauchen Lebensweltbezüge. BNE ist notwendig, um ihnen kritisches Denken zu vermitteln, damit sie über individuelle Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen sowie über die Wahl ihres Lebensstils reflektieren können.“ (4.5) „Es braucht Raum für Experimente und Disruptionen, um solche Kipppunkte zu erzeugen. Es braucht auch nonformales, informelles sowie lebenslanges intergenerationales Lernen.“ Der Abschnitt zur individuellen Transformation endet mit: „BNE in Aktion ist grundsätzlich Bürger_in-Sein in Aktion“ (4.7) und macht so deutlich, dass das Verständnis von „transformativem Handeln des Einzelnen“ in der BNE keinesfalls nur auf Konsum begrenzt ist, sondern sich auf gesellschaftliches Engagement beziehen muss.
2. Die notwendigen strukturellen Veränderungen (4.8–4.14)
„BNE muss sich auf die tieferen strukturellen Ursachen einer nicht nachhaltigen Entwicklung konzentrieren.“ (4.8) „BNE muss in Zukunft die Lernenden dazu ermutigen, Werte zu erkunden, die eine Alternative zu Konsumgesellschaften bieten könnten, wie etwa Suffizienz, Fairness und Solidarität. BNE muss auch die nicht nachhaltigen Produktions- und Konsummuster der gegenwärtigen Wirtschaftsstrukturen direkter beeinflussen. Es gilt, Menschen dazu zu ermächtigen, sich unmittelbar an politischen Prozessen und Entscheidungen zu beteiligen.“ (4.10)
3. Die Chancen und Risiken der technologischen Zukunft (4.15–4.19)
„Die Welt wird bis 2025 einen großen technologischen Wandel erleben, der alle Aspekte unserer Gesellschaften verändern wird. BNE muss daher die Auswirkungen des technologischen Zeitalters berücksichtigen“ (4.15). Abschließend wird zu den notwendigen Rahmenbedingungen u. a. ein „Whole Institution Approach“ gefordert.
BNE 2030 – Umsetzung in der Bildungsarbeit
Im Mai findet die BMBF/UNESCO-Auftaktkonferenz des UNESCO-Programms BNE 2030 statt. Ziel ist neben dem internationalen Startschuss eine nationale Auftaktveranstaltung „Mit BNE in die Zukunft – BNE 2030“ am 19. Mai 2021, die zivilgesellschaftlich begleitet werden wird. Drei Kernlehren können wir aus BNE 2030 ziehen:
1. Wandel: Bei vielen Menschen ist in der Corona-Krise die Sehnsucht nach mehr Sicherheit gestiegen. Mehr Sicherheit wird es jedoch nur durch grundlegenden Wandel geben. Daher ist es auch eine Aufgabe von Bildung, neue Bilder einer besseren Zukunft und vor allem Gestaltungsmöglichkeiten für den Weg dorthin aufzuzeigen.
2. Empowerment: Damit unsere Bildungsarbeit politisch bildet und wirksam zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt, sind Entscheidungsträger_innen immer direkte oder indirekte Zielgruppe von BNE.
3. Aktion: Zum Mitgestalten dieses Wandels brauchen Lernende Wissen über Zusammenhänge, aber auch praktische Fähigkeiten für politisches Handeln. Diese lernen sie am besten in realen politischen Situationen.
Mit diesen Botschaften starten wir in die Arbeit der Umsetzung des UNESCO-Programms BNE 2030 und freuen uns auf die unterschiedlichsten Erfahrungen gemeinsamen Wirksamwerdens, Strukturenveränderns und der Vergrößerung unseres Handabdrucks. Unter www.germanwatch.org/de/thema/bildung bietet Germanwatch weitere Informationen zu BNE und das von der Stiftung geförderte handlungsorientierte Bildungskonzept des Hand Prints.
Stefan Rostock
Teamleiter Bildung für nachhaltige Entwicklung
Germanwatch
Weitere Informationen
=> Hand-Print-Konzept von Germanwatch
Resultate-Ausgabe zu BNE