REGIOtalk verdeutlicht Potentiale regionaler Wertschöpfung

REGIOtalk

REGIOtalk verdeutlicht Potentiale regionaler Wertschöpfung

Erster REGIOtalk der landesweiten Reihe in Kevelaer gestartet

22. November 2023 – Mobile Schlachtung, regionale Wertschöpfungszentren, gemeinsames Marketing und kooperative Absatzstrategien für regionale Produkte – diese und weitere Themen lockten am 16. November zahlreiche Interessierte zum REGIOtalk ins Achterhoek Südwest, den Sitz der Kelderhorst-Privatbrauerei bei Kevelaer. Mit der Auftaktveranstaltung der landesweiten REGIOtalks setzten die niederrheinischen LEADER-Regionen in Kooperation mit dem Landesverband Regionalbewegung NRW e.V. einen erfolgreichen ersten Akzent, um landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten in den Regionen zu stärken, neu anzuregen und langfristig zu etablieren. Rund 80 Teilnehmende nutzten die Veranstaltung, um sich über konkrete Konzepte zu informieren und schätzten das Format für intensiven Austausch und Vernetzung.

Großes Interesse

Landwirtinnen und Landwirte aus der ganzen Region waren der Einladung ebenso gefolgt wie Akteure aus der Gastronomie, verarbeitenden Betrieben sowie aus Beratung, Wissenschaft, Kommunen und Verbänden. Das rege Interesse auch von nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette sowie aus den kommunalen Verwaltungen zeigt das Bewusstsein für den großen Wert der regionalen, bäuerlichen Landwirtschaft und den Wunsch über regionale Lebensmittelproduktion und deren Verarbeitungs- und Absatzmöglichkeiten ins Gespräch zu kommen. Dabei wurde von Seiten der Veranstalter bewusst sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe eingeladen. „Wir sind überzeugt, dass die Ansätze für eine nachhaltige, ressourcenschonende Landwirtschaft in unserer Region sich nicht an Siegeln allein festmachen lassen. Erstens können die Konzepte der Regionalvermarktung in vielen Fällen unabhängig von der Wirtschaftsweise eingesetzt werden, zweitens kann ein wertschätzender Austausch miteinander sowie ein gemeinsamer Einsatz für Transparenz und Regionalität zu einer zukunftsfähigen, bäuerlichen Landwirtschaft beitragen und das Bewusstsein für die gesellschaftliche Leistung der Landwirtinnen und Landwirte in unserer Region stärken,“ ist Ute Neu überzeugt. Als Sprecherin der niederrheinischen LEADER-Regionen eröffnete sie gemeinsam mit Moderatorin Andrea Franken die Veranstaltung und begrüßte im Austausch mit Dr. Dominik Pichler, dem Bürgermeister der Wallfahrtsstadt Kevelaer, Wilhelm Hellmanns, dem Vorsitzenden der Kreisbauernschaft Geldern, sowie Brigitte Hilcher, der Vorsitzenden des Landesverband Regionalbewegung NRW e.V. die Interessierten im voll besetzten Saal. Hellmanns unterstrich dabei ein deutliches Interesse der Landwirtschaft an starken regionalen Wirtschaftskreisläufen. Er betonte, dass neben der klar empfundenen Verantwortung für Klima- und Umweltschutz sowie für die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln, die Landwirte von ihrer Arbeit auch leben können müssen. Er forderte daher alle Konzepte stets auch in Hinblick auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette zu bewerten und dabei den Anfang der Wertschöpfungskette nicht zu vergessen.

Regio.Diskurs.NRW

Der Herausforderung vorliegende Konzepte in der Praxis anschlussfähig zu machen und in die Umsetzung zu bringen, begegnet die Regionalbewegung mit dem Projekt „Regio.Diskurs.NRW“, das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Die REGIOtalks sind ein Veranstaltungsformat des Projektes. Brigitte Hilcher, Vorsitzende des Landesverband Regionalbewegung NRW e.V., betonte im Rahmen ihres einleitenden Vortrags zur Regionalitätsstrategie NRW: „Wir wünschen uns einen lebendigen Diskurs und eine intensive Auseinandersetzung von Praktiker:innen, Verwaltung und Politik mit der vorliegenden Regionalitätsstrategie, nur so können wir gemeinsam auf dem Weg sein und von der Strategie auf dem Papier zur gelebten Praxis kommen.“ Neben der inhaltlichen Information über konkrete Konzepte in der Regionalvermarktung bieten die REGIOtalks beste Vernetzungsmöglichkeiten, Kooperationen können neu entstehen und so die Etablierung von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten in der Region anstoßen. Hilcher schlug die Einrichtung eines Wertschöpfungsmanagements vor, das stärkere Vernetzung, die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit sowie gemeinsame Bemühungen um zusätzliche Förderungen forcieren könnte. Die Regionalbewegung fordert die lokale und regionale Politik auf, solche Strukturen finanziell mit möglich zu machen. Ein übergreifendendes Wertschöpfungsmanagement für die Region sei eine wichtige Ergänzung zu den teilweise vorhandenen Manager:innen in den Öko-Modell- sowie den LEADER-Regionen und könnte konkret die Bedarfe der bäuerlichen Landwirtschaft bedienen.

Wissensmarkt und persönlicher Austausch

Das knackige Veranstaltungsprogramm war ganz auf Information und persönlichen Austausch ausgerichtet. Nach Kurzpräsentationen von regionalen und überregionalen Initiativen und Akteur:innen folgte ein Wissensmarkt. Die Teilnehmenden nutzten aktiv die Möglichkeit in wechselnden Konstellationen ins direkte Gespräch mit den Referierenden zu kommen. Besonders groß war das Interesse an der vollmobilen Schlachteinheit, mit der Metzgermeister Thomas Klein angereist war. Mit Leidenschaft berichtete er von den Chancen für eine schonende Schlachtung am Hof und traf damit insbesondere bei den anwesenden Milchvieh- und Mutterkuhhalter:innen einen Nerv. Als Ausgründung der Biofleischerei Müller in Leverkusen ist Thomas Klein als Betriebsleiter ab 2024 mit der „HOOF – Mobile Regionalwert Metzgerei“ potenziell auch hier in der Region unterwegs.

Gefragt war unter anderem der Austausch mit Carsten Sauer, Geschäftsführer von „bergisch pur“. Er beeindruckte mit einer Kooperation mit einigen Sparkassen im Bergischen, bei denen man ab sofort einmal wöchentlich online bestellte Warenkörbe mit Produkten verschiedener bergisch pur-Betriebe aus der Region abholen kann.  Ebenfalls gut besucht war der Infostand von Monika Stallknecht. Als Geschäftsführerin der Genussregion Niederrhein setzt sie sich seit vielen Jahren intensiv für gemeinsame Absatzstrukturen und Marketing regionaler, landwirtschaftlicher Produkte ein. Sie freute sich über neue Kontakte zu Betrieben und großes Interesse am kooperativen Ansatz der Genussregion.

Schlüssel des Erfolgs

Beim abschließenden Podiumsgespräch teilten Monika Stallknecht, Direktvermarkter Matthias Baaken vom Königshof Nettetal, Christian Wucherpfenning, dem stellvertretenden Schulleiter der Landwirtschaftsschule auf Haus Riswick sowie Silke Flörke von der Ökomodell-Region Nordhessen ihre Einschätzungen zu Chancen und Perspektiven der regionalen Vermarktung und Wertschöpfung mit dem Publikum. Für den jungen Landwirt Matthias Baaken stand bei seiner Entscheidung für die eigenständige Verarbeitung und Vermarktung seiner Milch vor allem die Chance auf mehr Selbstbestimmung und das Ausprobieren von Ideen im Vordergrund. Er stellt aus der Milch seiner Kühe in der eigenen Hofmolkerei selbst Eis her, das er ab Hof aber auch im lokalen Einzelhandel anbietet. Alle waren sich einig, dass Marketing und gezielte Verbraucherinformation wichtige Schlüssel zum Erfolg seien und notwendig, um die vorhandenen Potentiale zu heben. Klar wurde auch, dass eine Stärkung der Regionalvermarktung in kooperativen Strukturen besser funktioniert und insofern eine Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette von großer Bedeutung für alle Beteiligten ist. Der REGIOtalk war hierfür ein wertvoller Baustein.

„Das große Interesse und die zahlreichen, teils sehr konkrete Anregungen und Ideen aus dem Publikum zeigen, dass es einen Bedarf für weiteren Austausch zu der Thematik gibt und ein Bewusstsein für die Potentiale besteht. Daran möchten wir anknüpfen und mitwirken diese Potentiale zu heben, die ersten Termine sind bereits gemacht.“ zeigt sich Ute Neu, Geschäftsführerin der LEADER-Region „Leistende Landschaft“ zufrieden.

Landwirte und Landwirtinnen mit Interesse an der Regional- bzw. Direktvermarktung, verarbeitende und gastronomische Betriebe, Einzelhandel und touristische Betriebe, die Interesse haben, in diesem Prozess mitzuwirken, sind herzlich eingeladen Kontakt mit den Regionalmanagerinnen der LEADER-Regionen aufzunehmen. Informationen und Kontaktdaten gibt es auf www.leader-leila.de/event/regio-talk-genial-regional/

Akteure und Aktive aus den verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette Landwirtschaft, die Interesse haben, in ihrer Region oder zu einem speziellen Thema ebenfalls einen REGIOtalk durchzuführen, können sich gerne an den Landesverband Regionalbewegung NRW e.V. wenden. (hilcher@regionalbewegung.de).

 

Weitere Informationen

=> Mehr zur Regionalbewegung NRW

=> Mehr zu den LEADER-Regionen

=> U-1059 Regio.Diskurs.NRW – Regionalisierung unserer Ernährung voranbringen

 

 

Ähnliche Beiträge

 

Mit Biodiversität – Wege in die Regionalvermarktung

 

Tagung: Regionales Wirtschaften stärken

 

Brigitte Hilcher: Regionale Wirtschaftskreisläufe stärken