Wilde Vielfalt im Museum

Projekt „Wilde Vielfalt im Museum“ rettet seltene Arten wie die Konrade
Das Projekt „Wilde Vielfalt im Museum“ rettet seltene Arten wie die Konrade, die in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben gilt.

Wilde Vielfalt im Museum

17.09.2020 – Was auf den ersten Blick wie ein verwilderter Garten wirken mag, ist für Kundige eine wahre Schatzkammer der Wildpflanzenvielfalt: Gelber Günsel und Ackerkohl, Guter Heinrich, Erdkastanie oder die Konrade – diese und viele weitere botanische Raritäten finden in den Erhaltungsbeeten des LVR-Freilichtmuseums Kommern nun ein dauerhaftes Zuhause. Möglich wird dies dank des neuen Projektes „WILDE VIELFALT im Museum“, das die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft als Projektträger in Kooperation mit dem Museum durchführt. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, dem Förderverein Rheinisches Freilichtmuseum Kommern e.V. und der Deutschen Postcode Lotterie.

Bei einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung im LVR-Freilichtmuseum Kommern informierten Prof. em. Dr. Wolfgang Schumacher, Vorstandsmitglied Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Mark vom Hofe, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Wegner, Vorsitzender des Fördervereins Rheinisches Freilicht­museum Kommern, Thomas Muchow, Geschäftsführer unserer Stiftung sowie Museumsleiter Dr. Josef Mangold über das im Mai gestartete Projekt.

Prof. Schumacher, der die Erhaltung seltener Wildkräuter im LVR-Freilichtmuseum Kommern bereits seit den 80er Jahren wissenschaftlich begleitet, stellte den neuen Ansatz des Projektes vor: „Wilde Vielfalt im Museum vereint zwei Strategien, nämlich die praktische Erhaltung der Arten und ein umfassendes Bildungskonzept für verschiedenste Zielgruppen. Diese Kombination ist vielver­spre­chend, um seltene Arten unserer offenen Kulturlandschaften auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Denn nur durch das Wissen um den Wert dieser gefährdeten Arten, ihre Ansprüche und die entsprechend notwendige Bewirtschaftung und Pflege unserer Landschaften können wir eine vielfältige Kulturlandschaft mit „wilden“ Anteilen dauerhaft erhalten.“

Dr. Josef Mangold, Leiter des Freilichtmuseums, begrüßte ausdrücklich die Kooperation zwischen der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und dem LVR-Frei­lichtmuseum Kommern: „Wir freuen uns, dass mit diesem Projekt das Engagement des Museums für den Erhalt der Kulturlandschaft Fortsetzung findet. Das hat es seit seiner Gründung 1958 in Sym­posien, Initiativen und Dokumentationen bewiesen. Dank der geplanten Vermittlungsangebote werden die Museumsgäste die wachsende wilde Vielfalt auf den Feldern und an Wegrändern, an den Gebäu­den sowie in den Gärten entdecken können.“

Mark vom Hofe, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, lobt die gute Zusammenarbeit der Partner und Förderer und freut sich auf die Wirkung des Projekts: „Mit dem Projekt schützen wir nicht nur seltene Arten, wir machen die vielen Museums­besucherinnen und -besucher auch zu Botschafterinnen und Botschaftern von wilder Vielfalt: Wir animieren sie im Sinne der biologischen Vielfalt aktiv zu werden – sei es durch Aussäen von seltenen Arten oder durch Zulassen von wilder Vielfalt in ihrem eigenen Garten.“

Samentütchen Projekt Wilde Vielfalt im Museum
Besucherinnen und Besucher des LVR-Freilichtmuseums Kommern können die seltenen Arten auch in ihrem eigenen Garten aussäen.

„Wir freuen uns als Förderverein, „unser“ Museum miteinem Beitrag zur Finanzierung dieses groß­artigen Projekts zu unterstützen. Seit vielen Jahren begleitet der Verein den Einsatz des Museums für die Kulturlandschaft. Wir helfen u.a. mit Tierpatenschaften und beim Rückzüchtungsprogramm des KommernSchweins und des Glanviehs. Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich auf den Veranstaltungen des Museums und bei der Gartenpflege in den Ziergärten. All diese Aktivitäten erhal­ten nun noch einmal einen neuen Schub!“, so Dr. Jürgen Wegner, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Rheinisches Freilichtmuseum Kommern.

„Ziel des Projektes ist der dauerhafte Erhalt früher typischer, jedoch heute selten gewordener Wildpflanzen der Dörfer und Äcker. Schon zu Projektbeginn konnten die wissenschaftlichen Mitarbei­terinnen unserer Stiftung im Freilichtmuseum allein im Bereich der Erhaltungsbeete 60 dieser Arten erfassen. 51 hiervon stehen in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen­arten, einige gelten sogar als ausgestorben. Außerhalb der Beetkulturen konnten im Museumsgelände bisher 138 Wildkräuter der Dörfer und Äcker nachgewiesen werden, 21 davon gefährdet. Diese Vielfalt wollen wir im Projekt gezielt weiter fördern“, erläuterte Thomas Muchow, Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft.

Start des Projekts Wilde Vielfalt
Setzen sich gemeinsam für die „Wilde Vielfalt“ ein (v.l.n.r.): Mark vom Hofe, Stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Wegner, Vorsitzender des Fördervereins Rheinisches Freilichtmuseum Kommern, Prof. em. Dr. Wolfgang Schumacher, Vorstandsmitglied der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Dr. Josef Mangold, Museumsleiter LVR-Freilichtmuseum Kommern, Thomas Muchow, Geschäftsführer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft

Neben den eigens eingerichteten ruderalen Schutzflächen und den Erhaltungsbeeten werden künftig auch regelmäßig ehrenamtliche Wildkräuterpatinnen und -paten im Freilichtmuseum ausgebildet, die bei Pflege und Schutz der seltenen Pflanzen auf dem Museumsgelände helfen. Den ersten zehn Kurs­teilnehmenden konnten Prof. Schumacher und Dr. Mangold an diesem Tag bereits ihr Teilnahme­zertifikat überreichen.

Ein neuer Lehrpfad durch das Museum ergänzt die Vermittlung des Projektes. Weitere Angebote, etwa eine „Entdeckungsreise“ für Kinder, Jugendliche und Familien rund um das Thema Wildpflanzen im Museum sind geplant.

„Wir sind gespannt darauf, gemeinsam mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft das auf drei Jahre angelegte Projekt WILDE VIELFALT im Museum durchzuführen“, so Museumsleiter Dr. Mangold. „Wir gewähren ja den oft schmählich als Unkräuter bezeichneten Pflanzen dauerhaften Unterschlupf und schaffen eine Art Genpool. Vor allem in der Kombination der Projektmodule Erfassen und Erhalten, Sichtbarmachen, Vermitteln und Weitertragen liegt für mich der Mehrwert und die Nachhaltigkeit des Projekts“, führte Dr. Mangold weiter aus.

Weitere Infos zu dem Projekt bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft

 

=> Förderprojekt U-3915 Wilde Vielfalt im Museum

 

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