Neue Nachhaltigkeitsstudie des Wuppertal-Instituts
Neue Nachhaltigkeitsstudie des Wuppertal-Instituts
Umweltschutz und Nachhaltigkeit bestimmen seit Jahren die öffentlichen Debatten sowie zunehmend das Handeln privater Haushalte. Allerdings fällt es vielen anscheinend schwer, nicht nur nachhaltig zu denken, sondern auch zu handeln. Eine Studie des Wuppertal Instituts in Zusammenarbeit mit eBay Kleinanzeigen zeigt diese Diskrepanz. Deutlich werden auch Unterschiede im Konsumverhalten jüngerer und älterer Menschen. Dennoch: Immer mehr Menschen tragen aktiv zum Klimaschutz bei.
20.11.2020 – Eine Mehrheit hierzulande geht davon aus, dass die Bedeutung nachhaltigen Handelns zunehmen wird (60 %). Fast ein Drittel (31 %) gibt an, infolge der Medienberichterstattung zu den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit bereits das eigene Verhalten geändert zu haben. Eine deutliche Mehrheit (68 %) sagt, bereits weniger Müll im Alltag zu produzieren und ressourcensparende Alternativen innerhalb ihres Konsumverhaltens zu nutzen. Außerdem gibt fast die Hälfte der Befragten (45 %) an, durch das nachhaltige Verhalten von Menschen in ihrem näheren Umfeld motiviert zu werden, selbst umweltbewusster zu leben. Im konkreten Handeln zeigen sich regionale Unterschiede: Im Westen Deutschlands sind mehr Menschen (63 %) bereit, Abstriche im Sinne der Nachhaltigkeit zu machen als im Osten (52 %). Und: Städter achten weniger darauf, Ressourcen zu sparen (56 %) als Menschen, die in vorstädtischen (64 %) oder ländlichen Regionen (68 %) leben.
Junge Menschen tun sich schwer mit dem Verzicht fürs Klima
Auch bei Betrachtung der Altersgruppen zeigen sich Unterschiede. Was die Bereitschaft betrifft, Ressourcen zu schonen, so zeigen die Studienergebnisse einen klaren Trend: je älter die Befragten, desto höher die Bereitschaft. Während mehr als zwei Drittel der 60- bis 65-Jährigen (69 %) nach eigenen Angaben regelmäßig darauf achten, Ressourcen zu schonen, sind es unter den 19- bis 29-Jährigen lediglich 43 %. Jüngere zeigen auch eine relativ gesehen eine geringere Bereitschaft, Abstriche bei ihrem Konsumverhalten zu machen und auf umweltfreundlichere Alternativen zurückzugreifen als ältere Befragte (über 30 Jahre). So sind 64 % der 50- bis 59-Jährigen bereit, in ihrem Konsumverhalten Abstriche für das Klima zu machen. Auch bei den über 60-Jährigen sind es 61 %. Unter den 19- bis 29-Jährigen sind es hingegen nur 54 %.
Gebrauchte Produkte als Nachhaltigkeitsfaktor
Der Kauf oder Verkauf gebrauchter Produkte steht in einem engen Verhältnis zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Durch die Wieder- bzw. Weiterverwendung von Produkten werden Produktionsressourcen gespart und Abfall vermieden. Ein Vorteil, den auch die Mehrheit der Befragten sieht: 64 % stimmen zu, dass die Verwendung gebrauchter Produkte gut für die Umwelt sei. Rund jeder Zweite (47 %) kann sich vorstellen, in Zukunft öfter gebraucht zu kaufen, um die Umwelt zu schonen. Vier von zehn Befragten (43 %) sehen es als einen Vorteil an, etwas Gutes für die Umwelt zu tun, indem sie mit dem Verkauf eines gebrauchten Produktes den Lebenszyklus des Produktes verlängern.
„In der Bevölkerung gibt es erkennbar eine große Bereitschaft, Produkte länger zu nutzen und damit Abfall zu vermeiden. Was wir aber brauchen sind Strukturen, die das allen im Alltag einfacher ermöglichen“, sagt Dr. Henning Wilts, Studienkoordinator und Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut.
Befragte, die in den letzten zwölf Monaten gebrauchte Produkte ge- oder verkauft haben, legen dabei in ihrem Alltag insgesamt mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung (64 % ggü. 58 %). Für 66 % von ihnen stellt der Kauf gebrauchter Waren deutlich öfter eine attraktive Alternative zu neuen Produkten dar als für die Gesamtheit der Befragten (28 %).
In Haushalten liegen durchschnittlich 1.289 Euro in Form ungenutzter Dinge
Die große Mehrheit der Deutschen besitzt ungenutzte Produkte. Lediglich 10 % der Befragten geben an, keinerlei ungenutzte Produkte im eigenen Haushalt zu haben. Besonders häufig finden sich CDs, DVDs und Blu-Rays als „Staubfänger“ in deutschen Haushalten. Sie rangieren überall auf Platz 1 der ungenutzten Gegenstände (59 % Stadt, 66 % Land, 64 % Vorstadt). Auf Platz zwei liegen bei den Städtern Kleidung, Schuhe und Accessoires (56 %). Bei den Befragten vom Land und der Vorstadt rangieren Bücher auf Platz 2 (jeweils 61 %).
Darüber hinaus konnten zwischen Männern und Frauen deutliche Unterschiede festgestellt werden: Männer horten eher Smartphones oder Tablets (28 % Männer und 22 % Frauen) sowie Sammlerstücke und Antiquitäten (25 % Männer und 15 % Frauen) als Frauen. Diese wiederum heben vor allem Kleidung, Schuhe, Accessoires (60 %; Männer: 54 %) sowie Dekoration und Möbel (24 %; Männer: 16 %) auf.
Rund die Hälfte der Befragten (47 %) schätzt den Wert der ungenutzten Produkte im eigenen Haushalt auf unter 500 Euro, mehr als ein Drittel (37 %) stuft den Wert über 500 Euro ein. Der durchschnittliche Wert liegt bei 1.289 Euro.
8 von 10 verkaufen regelmäßig Gebrauchtes
Nahezu jeder (96 %) hat hierzulande bereits einmal etwas Gebrauchtes verkauft. Acht von zehn (79 %) der Befragten geben an, regelmäßig gebrauchte Produkte zu verkaufen. Die Mehrheit (30 %) verkauft dabei mehr als viermal im Jahr, 23 % drei- bis viermal, 16 % zweimal und 10 % einmal im Jahr. Seltener als einmal im Jahr verkaufen 17 % der Befragten gebrauchte Produkte. 78 % verkaufen bevorzugt über Online-Plattformen. Lediglich 6 % bevorzugen demgegenüber „klassische“ Verkaufswege wie lokale Flohmärkte. 15 % geben an, beide Kanäle gleich gern zu nutzen.
Hauptargument für den Verkauf von gebrauchten Dingen ist über alle Altersgruppen hinweg, dass ein für sie wertloses Produkt für andere noch einen Wert haben könnte (58 %). Weitere Vorteile sind aus Sicht der Befragten der Verkauf gebrauchter Produkte als zusätzliche Einnahmequelle (43 %), danach wieder Platz für andere Dinge zu haben (43 %) und etwas Gutes für die Umwelt zu tun (43 %). Dabei zeigen die Studienergebnisse: Besonders die unter 30-Jährigen betrachten den Verkauf ungenutzter Produkte als zusätzliche Einnahmequelle (51 %; Durchschnitt aller Befragten: 42 %).
Verkauft werden in Deutschland am häufigsten Bücher (40 %). Darauf folgen Kleidung (36 %), CDs, DVDs und Blu-Rays (30 %) sowie Dekoration und Möbel (24 %), Videospiele und Spielzeuge (21 %) und Elektrogeräte (15 %). Während Frauen häufiger Kleidung (49 %; Männer: 22 %), Bücher (45 %, Männer: 35 %) sowie Dekoration und Möbel (28 %; Männer: 21 %) verkaufen, bieten Männer häufiger Videospiele und Spielzeuge (26 %; Frauen: 16 %), Elektrogeräte (19 %; Frauen: 11 %) sowie Smartphones und Tablets (17 %) zum Verkauf an als Frauen (6 %).
Jeder Zweite hat schon einmal gebraucht gekauft
Während das Gros bereits einmal etwas Gebrauchtes verkauft hat, halten sich die Deutschen beim Kauf gebrauchter Produkte eher zurück. Jeder zweite Befragte (51 %) hat im letzten Jahr mindestens einmal etwas Gebrauchtes gekauft. Als Vorteile des Gebrauchtkaufs sehen die Befragten vor allem, dadurch gegenüber dem Neukauf sparen zu können (56 %). Jüngere (unter 30 Jahre) geben überproportional oft an, die Ersparnis als Vorteil zu empfinden (70 %). Weitere Vorteile sehen die Befragten darin, zu vermeiden, dass unnötig Ressourcen verbraucht werden (42 %), und darin, Produkte kaufen zu können, die sie sich neu nicht hätten leisten können (36 %).
Besonders hoch ist die Bereitschaft zum Gebrauchtkauf bei Büchern (68 %), CDs, DVDs oder Blu-Rays (49 %), Fahrzeugen (45 %), Sammlerstücken und Antiquitäten (42 %) sowie Dekoration und Möbeln (37 %). Frauen kaufen deutlich häufiger als Männer gebrauchte Kleidung (38 %; Männer: 19 %) Baby und Kinderausstattung (21 %; Männer: 13 %) sowie Möbel/Dekoration (42 %; Männer: 31 %). Im Gegenzug sind Männer eher offen für den Gebrauchtkauf von Fahrzeugen (50 %; Frauen: 41 %), Videospielen und Spielzeug (37 %; Frauen: 29 %), Elektrogeräten (24 %; Frauen: 17 %) sowie Smartphones und Tablets (23 %; Frauen: 18 %).
Auch Secondhand wird meist online gehandelt
Wird in Deutschland gebraucht gekauft, so sind eBay Kleinanzeigen und eBay mit insgesamt 45 % die mit Abstand beliebtesten Anlaufstellen. Während noch 11 % der Befragten den Flohmarkt und Garagenverkauf besuchen, kaufen nur 8 % bei Familie und Freunden und nur jeweils 7 % bei sonstigen Kleinanzeigenportalen oder Webseiten. Kleinanzeigenrubriken in Zeitungen werden nur von 4 % für den Gebrauchtkauf genutzt.
eBay Kleinanzeigen ruft Green Sunday ins Leben
Städter wie auch Personen aus ländlichen Gebieten geben an, Produkte möglichst lange zu nutzen (87 % bzw. 86 %). Doch nicht alles, was noch genutzt werden könnte, wird tatsächlich weiterverwendet: 42 % geben an, ungenutzte Produkte im vergangenen Jahr im Hausmüll oder auf dem Wertstoffhof entsorgt zu haben. Neben defekten Produkten (57 %) werden vor allem (scheinbar) wertlose Produkte (41 %) auf diese Weise entsorgt. „Die Weiter- und Wiederverwendung von Produkten ist ein einfacher Weg, sich im Alltag nachhaltiger zu verhalten“, sagt Paul Heimann, Geschäftsführer von eBay Kleinanzeigen. „Mit dem Green Sunday rufen wir dazu auf, statt neuer Produkte gebraucht zu kaufen. Der Tag ist auch eine gute Gelegenheit zu schauen, was weitergegeben werden kann. Im Schnitt liegen 1.289 Euro ungenutzt in deutschen Haushalten.“ Der Green Sunday findet am Sonntag, 22. November 2020 statt.