Lernort in der Natur

Tanja Hoeltzenbein

Lernort in der Natur

Einen NaturRaum für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum schaffen – das war das Ziel der Katholischen Jugendwerke Rhein-Sieg. Entstanden ist die KJAckerdemie – ein 3.000 Quadratmeter großer, in Gielsdorf bei Alfter gelegener Lernort in der Natur, der gemeinsam von und mit Schulen, Jugendeinrichtungen und Anlaufstellen der Jugendhilfe gelebt wird. Junge Menschen säen, pflegen und ernten Kräuter und Obst und erleben so, wo Lebensmittel herkommen und wie sie wachsen. Dieser Naturerfahrungsraum soll die Verbindung zwischen Mensch und Natur verdeutlichen und auf dieser Grundlage das Thema Nachhaltigkeit vermitteln. Weitere Angebote sind beispielsweise Saatgewinnung oder naturwissenschaftliche Beobachtungen und Experimente.


„Ein echtes Gemeinschaftsprojekt“

Interview mit Projektleiterin Tanja Hoeltzenbein

Haben Sie in Ihrem KJAckerdemie-Garten schon viele Früchte geerntet?
Ja, obwohl ich anfangs nicht ganz daran geglaubt habe, denn zu Beginn waren wir alle keine Experten.

War der Anfang so schwer?
Die Wiese, die wir mit den Kindern und Jugendlichen beackern, liegt mitten im Ortskern. Bevor wir starten konnten, mussten wir einige Hürden überwinden. Uns war nicht klar, wie lange eine Baugenehmigung dauert und welche rechtlichen Fragen auf uns zukommen. Auch die Bedenken umliegender Nachbarn haben uns zu Beginn stark beschäftigt. Als wir dann loslegen konnten, waren die ersten Wochen ziemlich anstrengend: Brombeeren schneiden, Gräser rausreißen, Pflanzen umsetzen, Müll entsorgen. Die Schwielen an den Händen waren ziemlich groß.

Und danach?
Unsere erste Kooperation hatten wir mit der Grundschule Oedekoven – unsere Ackerkids. Das sind Kinder der 1. bis 4. Klasse, die sich einmal in der Woche für zwei Stunden zum Pflanzen, Bauen, Spielen und Natur erkunden treffen. Sie legen Weidentipis an, bepflanzen Hochbeete oder bauen Bienenhotels. Nachdem diese Gruppe gestartet war, ging vieles einfacher.

Und jetzt?
Jetzt kommen Firmlingsgruppen, es gibt mehrere Garten-AGs, die Ferienfreizeiten sind mit bis zu 70 Kindern ausgebucht, ein Gartenhaus mit Außenküche ist entstanden, wir haben Bienenkästen aufgestellt und produzieren Honig, zu jeder Jahreszeit werden Feste veranstaltet, es gibt offene Angebote für jedermann – der Garten hat sich zu einem echten Ort der Begegnung entwickelt, auch für viele Menschen mit Migrationshintergrund.

Warum ist das Projekt trotz anfänglicher Schwierigkeiten so erfolgreich?
Wir haben starke Partner wie die Faßbender Stiftung oder die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen – aber auch unsere Träger, die Katholische Jugendagentur und die Katholischen Jugendwerke Rhein-Sieg e. V., haben Mut bewiesen: Wir durften neue Dinge ausprobieren, und sie haben an unser Konzept geglaubt. Für mich sind die Erfolgsfaktoren: klare Ziele haben, offen für Kritik sein und die Menschen mitnehmen. Ein Beispiel: Bisher ist in dem Garten Vandalismus noch nicht aufgetreten – im Gegenteil. Denn wir haben es geschafft, den Garten zu einem Garten für alle zu machen. Jeder darf sich hier aufhalten und jeder fühlt sich verantwortlich, so wie es eigentlich in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein sollte – ein echtes Gemeinschaftsprojekt.

KJAckerdemie

Stimmen aus dem Projekt

„Ich hätte nie gedacht, dass unser Gemüse so viel besser schmeckt als aus dem Supermarkt.“
Anton, 8 Jahre, Ackerkids

„Am Acker ist cool, dass man da die ganze Zeit hinkann und dass man immer mithelfen kann. Außerdem haben wir hier Bienen und sogar unsere eigenen Kinder-Imkersachen.“
Tobit, 9 Jahre, Ackerkids

„Die KJAckerdemie ist auch jetzt in Zeiten von Covid-19 ein echtes Geschenk. Wir können zu jeder Zeit mit kleinen Gruppen in den Garten und dort draußen sein und frei spielen.“
Francesca, OGS-Leitung aus Alfter

„Auf dem Acker bin ich ganz mit der Natur verbunden. Wir können tolle Sachen machen und unsere eigenen Ideen umsetzen.“
Mina, 13 Jahre, katholische Jugendgruppe

„So ein Projekt habe ich mir in der Zeit als Lehrerin immer gewünscht. Einfach ganz nah und echt die wunderbare Vielfalt zeigen. Jetzt komme ich als pensionierte Lehrerin gerne her und schaue, was in der Naturbildung alles möglich ist.“
Lise, 71 Jahre, Nachbarin

„Die KJAckerdemie ist für mich Natur pur, ein inspirierender Ort voller Abenteuer und Freiheit! Mit jungen Menschen sprichwörtlich in den Brombeeren zu ackern, die Natur gemeinsam zu entdecken und dann noch eine solche Gestaltungsfreiheit erleben zu dürfen, ist für mich als Jugendreferentin und die jungen Leute ein großes Geschenk. Dass die entstehenden Projekte dann auch noch lange stehen bleiben und wachsen dürfen, dass wir auch noch ein Jahr später daran weiterplanen dürfen, ist ein seltenes und wunderbares Angebot. Dieser Ort ist voller Atmosphäre.“
Kerstin, 49 Jahre, Jugendreferentin

Weitere Informationen

=> KJAckerdemie

=> Projekt „KJAckerdemie“ – NaturRaum für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum