Leihen statt kaufen
Bibliothek der Dinge
Im Kreis Steinfurt haben sich mit Unterstützung des Vereins energieland2050 drei ehrenamtliche Initiativen gegründet, die auf Quartiersebene sogenannte Bibliotheken der Dinge aufbauen (Fördersumme: 5.000 Euro). Diese funktionieren wie herkömmliche Bibliotheken, nur können anstelle von Büchern Dinge des alltäglichen und außeralltäglichen Bedarfs ausgeliehen werden, etwa Bohrmaschinen oder Tapetentische. Durch die gemeinsame Nutzung lassen sich Geld und Ressourcen einsparen. Der Bestand der Bibliotheken wird hauptsächlich durch Sachspenden aufgebaut, wie beispielsweise Haushalts- oder Werkstattauflösungen. Der Verein energieland2050 unterstützt die Initiativen bei der Startphase in rechtlichen und organisatorischen Fragen und hat eine Software angeschafft, um die ausleihbaren Geräte zu inventarisieren, ihre Verfügbarkeit online anzuzeigen und die Buchungen zu managen.
Leihen statt kaufen
Interview mit Christian Böckenholt, Projektkoordinator des energieland2050 e. V.
Was ist eine Bibliothek der Dinge?
Eine Bibliothek der Dinge ist ein Ort, wo man sich Dinge des alltäglichen Bedarfs ausleihen kann. Sie funktioniert so wie eine herkömmliche Bibliothek, nur dass es dort nicht nur Bücher, sondern Gegenstände des alltäglichen und außeralltäglichen Bedarfs gibt. Der Bestand wird hauptsächlich durch Spenden aufgebaut. Interessenten können sich Gegenstände für eine zuvor festgelegte, jährliche Mitgliedsgebühr für einen bestimmten Zeitraum ausleihen. Der Betrieb wird vor allem durch Ehrenamtliche getragen.
Was ist der Vorteil?
Menschen sollen Zugang zu Gütern bekommen, ohne sie kaufen und anschließend lagern zu müssen – also leihen statt kaufen. So kann der Konsum von vergleichsweise selten benötigten Dingen vermieden werden. Das ist zum einen Umweltschutz durch Ressourcenreduktion, zum anderen sollen Orte entstehen, an denen Bürgerinnen und Bürger sich treffen und voneinander lernen, sich kennenlernen und sich austauschen können. So entstehen wieder echte Gemeinschaften des Miteinanders. Sozusagen Quartiersarbeit. Viele Projekte haben gezeigt, dass durch solche Initiativen die Lebensqualität enorm verbessert wird.
Und kann man schon Dinge ausleihen?
Leider sind wir noch nicht so weit. Wir haben im Moment drei ehrenamtlich arbeitende Initiativen, die eine Bibliothek der Dinge aufbauen: in Emsdetten, in Ochtrup und in Laer. Mit Unterstützung der Stiftung Umwelt und Entwicklung konnten wir eine professionelle Software anschaffen, die genau für solche Zwecke entwickelt wurde. Die Software soll die Verleihprozesse managen. Unsere Ehrenamtlichen in Emsdetten sind am weitesten. Sie arbeiten sich gerade in die Software ein und inventarisieren den Bestand an Dingen, die sie verleihen können.
Wann wird man Dinge ausleihen können?
Ich denke: Mitte 2021.
Was für Gegenstände werden das dann sein?
Das ist unterschiedlich. Unser Projekt in Emsdetten wird vom Kolpingverein getragen und dabei handelt es sich um einen Radbastler-Treff. Es geht also vor allem um Werkzeug und Maschinen, aber auch um Biergarnituren oder Pavillons. In Laer wird es eher um Maschinen und Geräte für den landwirtschaftlichen Bedarf gehen. Grundsätzlich können alle Gegenstände des täglichen Bedarfs verliehen werden, von A wie Akkuschrauber bis Z wie Zelt.
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen?
Wir haben festgestellt, dass wir im Kreis Steinfurt viele Repaircafés und Fahrradwerkstätten haben, aber auch, dass diese untereinander gar nicht vernetzt waren. Wir haben die verschiedenen Initiativen eingeladen, auch um zu schauen, wie wir sie besser unterstützen können – dabei kam es zur Idee mit der Bibliothek der Dinge.
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