Kreative Projektarbeit in Corona-Zeiten: FrauenLiebe im Pott
Kreative Projektarbeit in Corona-Zeiten: FrauenLiebe im Pott
Partnerschaften zwischen lesbischen Gruppen in Nordrhein-Westfalen und Botswana, Namibia, Sambia sowie Simbabwe
07.10.2020 – Der Essener Verein „FLiP – FrauenLiebe im Pott“ lädt afrikanische Menschenrechtsaktivistinnen nach Nordrhein-Westfalen ein, um sich über kreative Antworten auf Menschenrechtsverletzungen auszutauschen und langfristige Partnerschaften aufzubauen. Noch 2019 konnten die Aktiven bei Partnerschaftswochen in Düsseldorf, Köln und Essen über die Realität lesbischer und queerer Menschen im südlichen Afrika informieren.
Das Projekt lebt vor allem durch das Miteinander. Jetzt in Corona-Zeiten können jedoch keine direkten Begegnungen mehr stattfinden – nur noch virtuelle. Die Aktiven haben deshalb die Idee zu einem Bücheraustausch entwickelt. Die Gruppen in Nordrhein-Westfalen sammeln Bücherspenden und Geld, die Partnerinnen im Süden entwickeln verschiedene Modelle, wie sie inspirierende Bücher in der Community verbreiten können: In Botswana gibt es die Idee zu einem Buchclub, in Sambia wird ein „Feministisches Bücher-Café“ aufgebaut, in Simbabwe wird für eine digitale Bücherei recherchiert und in Namibia werden Bücherpakete zwischen vier regionalen Gruppen zirkulieren sowie eine lesbische Anthologie vorbereitet. Es funktioniert gut, dieses Projekt durch private Spenden zu realisieren.
Die Auswirkungen des Corona-Lockdowns sind in den Partnerländern unterschiedlich. Wer einen festen Job und eine Wohnung hat, kann durchaus die Verlangsamung genießen. Für junge Leute fällt das Zusammensein mit Freundinnen und Freunden weg und sie sind stärker den homophoben Ansichten von Familienmitgliedern ausgesetzt – Zuhause ist nicht immer ein sicheres Zuhause. Aus autoritären Ländern wie Sambia und Simbabwe wird berichtet, dass Sicherheitskräfte auch schon mal zuschlagen, wenn die Menschenschlange vor einem Supermarkt nicht exakt den Abstand einhält.
Psychisch belastend ist, dass Unterstützung in den Gruppen nicht mehr möglich ist, wie sie vor dem Lockdown vorhanden war. Eine Partnerin schreibt: „Wir hatten Angebote für lesbische und queere Frauen auf dem Land. Für mich ist es gefühlsmäßig sehr schlimm, jetzt keine wirkliche Hilfe mehr bei Notrufen leisten zu können.“
Wenn freiberufliche Einkünfte wegfallen, ist das meist dramatisch. Deshalb ist es jetzt auch gut, dass die Dortmunderinnen ihrer Partnerinnengruppe in Simbabwe durch eine Antrags-Unterstützung Honorare für „Digital Storytelling for Lesbian and Bisexual Women in Zimbabwe“ sichern konnten. Ebenfalls sind durch die Spenden für das Bücherprojekt Honorare möglich. Es entstehen auch neue Ideen in Nordrhein-Westfalen, so zum Beispiel eine Facebook-Seite mit Tipps für afrikanische Schriftstellerinnen.
Weitere Infos: www.flip-ruhr.de/partnerschaft-afrika.html
Im Herbst wird eine Dokumentation über das Projekt erscheinen, Bezug über: c.sperling@reviera.de
Mehr zu dem Projekt FLiP – FrauenLiebe im Pott in der Projektdatenbank: E-4979
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