Planetare Grenze für Süßwasser überschritten
Planetare Grenze für Süßwasser überschritten
Überschreitung der Grenze aufgrund neuer Berechnungen und Einbeziehung von „Grünem Wasser“
28. April 2022 – Eine Neubewertung der Planetaren Grenze im Bereich Süßwasser deutet darauf hin, dass diese nun überschritten sei. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Stockholm Resilience Centre mit Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Die Wissenschaftler:innen führen ihre Ergebnisse auf die erstmalige Einbeziehung von „grünem Wasser“ – das heißt dem für Pflanzen verfügbaren Wasser – zurück. „Wasser ist der Blutkreislauf der Biosphäre. Aber wir sind dabei, den Wasserkreislauf tiefgreifend zu verändern. Dies wirkt sich auf die Gesundheit des gesamten Planeten aus und macht ihn deutlich weniger widerstandsfähig gegen Schocks“, sagt Hauptautorin Lan Wang-Erlandsson vom Stockholm Resilience Centre (SRC) an der Universität Stockholm.
Das Konzept der planetaren Grenzen wurde erstmals 2009 vorgestellt. Sie markieren den sicheren Handlungsraum für die Menschheit. Eine Überschreitung dieser Grenzen birgt die Gefahr einer unumkehrbaren Veränderung, die den gesamten Planeten Erde betrifft. Wasser ist einer der neun Regulatoren für den Zustand des Erdsystems und die sechste Grenze, deren Überschreitung Forschende festgestellt haben. Andere überschrittene Grenzen sind: Klimawandel, Integrität der Biosphäre, biogeochemische Kreisläufe, Veränderung des Landsystems und, seit 2022, neuartige Stoffe, zu denen Plastik und andere vom Menschen hergestellte Chemikalien gehören.
Unterscheidung zwischen „blauem Wasser“ und „grünem Wasser“
Bislang wurde davon ausgegangen, dass die planetare Grenze für Süßwasser innerhalb des sicheren Handlungsraums liegt. Die ursprüngliche Süßwassergrenze bezog sich jedoch nur auf die Entnahme von Wasser aus Flüssen, Seen und Grundwasser – dem so genannten „blauen Wasser“. Jetzt haben Forschende die Wassergrenze genauer untersucht. Die Autor:innen argumentieren, dass frühere Bewertungen die Rolle des grünen Wassers und insbesondere die der Bodenfeuchtigkeit nicht ausreichend berücksichtigt haben. Beide Aspekte sind aber ausschlaggebend für die Widerstandsfähigkeit der Biosphäre, für die Sicherung der Kohlenstoffsenken an Land und für die Regulierung der atmosphärischen Zirkulation.
„Der Amazonas-Regenwald ist für sein Überleben auf Bodenfeuchtigkeit angewiesen. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass Teile des Amazonas austrocknen. Der Wald verliert durch den Klimawandel und die Abholzung an Bodenfeuchtigkeit“, sagt Arne Tobian, Zweitautor und Doktorand am Stockholm Resilience Centre und PIK. „Diese Veränderungen bringen den Amazonas möglicherweise näher an einen Kipppunkt, an dem große Teile des Regenwaldes in savannenähnliche Zustände übergehen könnten“, fügt er hinzu. Und das gilt nicht nur für den Amazonas – das Phänomen ist global zu beobachten. Überall, von der Taiga im Norden bis zu den Tropen, von Ackerland bis zu Wäldern, verändert sich die Bodenfeuchtigkeit. Ungewöhnlich feuchte oder trockene Böden sind zunehmend an der Tagesordnung. Röckström verdeutlicht, dass diese neue wissenschaftliche Analyse zeigt, wie der Mensch das grüne Wasser weit jenseits dessen verändert, was die Erde über mehrere tausend Jahre erlebt hat.
Weitere Informationen:
Ausstellung Klima Wandelt
Die Stiftungs-Ausstellung Klima-Wandelt bietet – illustriert durch Fotos und Grafiken – aktuelle Informationen zum Klimawandel und zu seinen Folgen weltweit. Ein Schwerpunkt sind Fotos des isländischen Fotografen Ragnar Axelsson, der seit mehr als 25 Jahren in der Arktis unterwegs ist. Dort wirkt sich der globale Klimawandel besonders stark aus. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Folgen des Klimawandels in NRW. Das Ausstellungskonzept entwickelte Michael Funcke-Bartz (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit).
Nichtregierungsorganisationen, Schulen und andere Institutionen in NRW können die Ausstellung bei der Stiftung ausleihen. Der Verleih ist kostenlos, der Transport muss von den Ausleihern organisiert und finanziert werden.