Fasten – aber anders
Fasten – aber anders
Die Katholische Citykirche Wuppertal hat 2020 während der Fastenzeit – parallel zur gleichnamigen Aktion des Erzbistums Köln – zum Autofasten aufgerufen. Im Rahmen dieser Aktion produzierten Wuppertaler Schülerinnen und Schüler Videofilme zum Thema nachhaltige Mobilität, die in der Schule gezeigt und über soziale Medien verbreitet wurden.
Mobilitätswende auf dem Ölberg
Interview mit Katharina Nowak von der Katholischen Citykirche Wuppertal, der Dramaturgin Dr. Uta Atzpodien und dem Schüler Paul Preute von der St.-Anna-Schule Wuppertal
Die Katholische Citykirche Wuppertal hatte die Aktion Autofasten gestartet – warum?
Katharina Nowak: Wir hatten uns vorgenommen, die Idee und den Begriff des Autofastens in die Stadt zu tragen und bekannt zu machen. Mit der Aktion wollten wir die Menschen auf die Nachteile des Autofahrens und die Vorteile alternativer Mobilität aufmerksam machen. Beispielsweise, dass wir mit dem Fahrrad häufig schneller von A nach B kommen, weil wir nicht im Stau stehen und keinen Parkplatz suchen müssen. In Anbetracht der Klimaerwärmung müssen wir einfach lernen umzudenken und als Kirche möchten natürlich auch wir unseren Beitrag leisten, um die Schöpfung zu bewahren.
Wie erfolgreich war Ihre Aktion?
Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Zudem hatten wir auch eine stadtweite Plakataktion gestartet und das Thema wurde von vielen Medien aufgegriffen – sogar der WDR berichtete. Wie an der St.-Anna-Schule, die die Filmaktion machte, wurde das Thema an vielen Schulen diskutiert und die Menschen wurden angeregt, sich über ihren Autokonsum Gedanken zu machen.
Wollen Sie die Aktion wiederholen?
Ja, auf jeden Fall. 2020 musste die Aktion aufgrund von Corona leider ausfallen, aber wir möchten sie fortführen.
Frau Atzpodien, wie kamen Sie darauf, mit Wuppertaler Schülerinnen und Schülern einen Film zum Autofasten zu drehen?
Uta Atzpodien: Im Wuppertaler Stadtviertel Ölberg gibt es viele enge, stark zugeparkte Straßenzüge, in denen Verkehrssituationen entstehen, die sich negativ auf das Umfeld auswirken. Daher haben sich die Anwohnenden vor einigen Jahren in der Gruppe „Mobiler Ölberg“ zusammengetan, um sich für eine Mobilitätswende in ihrem Viertel und in der Stadt zu engagieren. Auf dem Ölberg sind zudem einige Schulen angesiedelt, wie die St.-Anna-Schule, die mehr als tausend Schülerinnen und Schüler besuchen. Hier entstehen durch Elterntaxis herausfordernde und gefährliche Verkehrssituationen. Ein Dialog zwischen der Gruppe „Mobiler Ölberg“ und der St.-Anna-Schule entstand und der Schulleiter schlug vor, mit den Schülerinnen und Schülern einen Film zu produzieren. Da ich selbst sehr gerne in Kunstprojekten mit Kindern und Jugendlichen arbeite und die Katholische Citykirche das Projekt „Autofasten“ startete, haben wir alles miteinander verbunden. Die Schule stand uns zur Seite und so sind mit engagierter Unterstützung von Lehrenden vier kleine Filme entstanden.
Wie haben Sie bei den Schülerinnen und Schülern den Konflikt zwischen Auto fahren und Klima schützen wahrgenommen?
Die Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert am Thema. Sie selbst fühlen sich mit der aktuellen Verkehrssituation nicht wohl. Das Filmprojekt hat sie zur weiteren Reflexion angeregt, vor allem aber dazu, kreativ Lösungen zu finden, mit denen sie auch die eigenen Eltern erreichen können. Die Schülerinnen und Schüler standen der Situation eher kritisch gegenüber und lehnten die Elterntaxis eigentlich ab. Das machen auch die Filme deutlich.
Warum haben Sie das Medium Film gewählt?
Der Film ist ein künstlerisches Werkzeug, das die medienaffinen Jugendlichen ganz besonders gut erreicht. Sie haben große Freude dabei gehabt, Kamera und Tonaufnahme selbst zu betreuen und auch den Schnitt zu begleiten. Dabei sind auch Kontakte zu dem Medienprojekt entstanden, mit dem sie vor Ort in der Umweltgruppe weitere Möglichkeiten haben, filmisch weiterzulernen und weiterzuwirken.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Mit der ausfaltbaren Karte „Zukunftslabor Kunst & Stadt“, die in Trägerschaft von )) freies netz werk )) KULTUR und in Kooperation mit dem Wuppertal Institut entstanden ist, stellen wir 13 Kulturorte in Wuppertal vor und haben sie zu einer enkeltauglichen Zukunft befragt.
Herr Preute, hat sich mit der Aktion die Einstellung zum Autofahren geändert?
Paul Preute: Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist das Busfahren für viele Schülerinnen und Schüler nicht mehr so attraktiv wie zuvor. Stattdessen wird auf das Fahrrad zurückgegriffen und viele fahren jetzt mit dem Rad zur Schule. Darauf aufmerksam gemacht wurde unter anderem über eine zusätzliche Klimastunde in allen Stufen, in der auch die Filme präsentiert wurden. Die Entwicklung zur vermehrten Radnutzung lässt sich aber nicht nur auf die Filme zurückführen. Die persönliche Einstellung mancher Schülerinnen und Schüler, besonders derjenigen, die in das Projekt involviert waren, hat sich deutlich verändert. Dies lässt sich aber nicht auf alle Schülerinnen und Schüler übertragen.
Gab es an der Schule Diskussionen zum Thema Elterntaxi?
Mit den Schülerinnen und Schülern wurde über das Thema in einer extra Klimastunde diskutiert. Diese Diskussionen sollten in Zukunft auch beibehalten werden. Die Eltern wurden bei Elternabenden informiert und darauf aufmerksam gemacht.
Hat sich die Situation verbessert oder wurden Alternativen entwickelt?
Aktive Änderungen in Form von Fahrradstellplätzen oder Taten, die über die reine Information hinausgehen, gab es bisher nicht. Die Anzahl an Radfahrenden ist deutlich gestiegen. Dies ist aber hauptsächlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Viele werden weiterhin mit dem Auto zur Schule gebracht und das Verkehrsaufkommen ist subjektiv gleich geblieben.
Weitere Informationen