Fair play – auf’m Platz und in der Welt
Fair play – auf’m Platz und in der Welt
Projektleiterin Tamara Kaschek erklärt im Interview, wie sich die Fußballbegeisterung der kleinsten Fans für Fair play nutzen lässt, was das Besondere an einer Fairen Kita ist und wie auch normale Kindertagesstätten diese Auszeichnung erhalten.
12. April 2024 – In wenigen Wochen wird in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft der Männer angepfiffen. Der europäische (UEFA) und der deutsche Fußballverband (DFB) wollen die EM 2024 zur „nachhaltigsten EM aller Zeiten machen“. Wie sich diese Begeisterung für den Fussball auch in der Bildung für nachhaltige Entwicklung nutzen lässt, erklärt Projektleiter der FaireKITA Tamara Kaschek im Interview.
Wir kennen Fairtrade-Towns oder Fairtrade-Schools – aber was verbirgt sich hinter einer FairenKITA?
Eine FaireKITA ist eine Kita, in der Globales Lernen und Fairer Handel zum Alltag der Kinder gehören. Die Vielfalt der Welt wird durch diese Thematik mit allen Sinnen erfahrbar. Es hilft Kindern in der Kita, die Welt als Eine Welt zu verstehen. Der Faire Handel bietet sehr viel Potential als Einstieg in die Themenwelt von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Globalem Lernen.
Wie darf man sich das praktisch vorstellen?
Durch die Verwendung von fairen Produkten in den Einrichtungen übernehmen Leiter:innen, Erzieher:innen und Eltern Verantwortung für einen fairen und nachhaltigen Konsum. Anhand verschiedener Bildungseinheiten lernen Kinder in einer FairenKITA Zusammenhänge kennen, die ihr Weltverstehen und ihr Gerechtigkeitsempfinden schärfen. Sie lernen, mit Vielfalt respektvoll umzugehen und werden vorbereitet für ein Leben in der globalisierten Welt. Nur wenn zukünftige Generationen für diese Inhalte sensibilisiert werden, kann das Konzept nachhaltigen Lebens und Handelns in den Mittelpunkt der Gesellschaft getragen werden.
Gibt es für Kitas vorgefertigte Bildungsmodule?
Zur Weiterbildung und zur Projektarbeit in der Kita bietet die Projektstelle FaireKITA einige Bildungsmodule an. Diese können kostenfrei für einen Zeitraum von vier Wochen entliehen werden. Neben dem Thema Fußball stehen beispielsweise Schokolade, Banane oder die Reise eines T-Shirts zur Verfügung. Die Module sind kindgerecht aufgebaut und geben den Erzieher:innen praktische Tipps zur Umsetzung an die Hand. Die Kinder dürfen erfahren, dass „unsere“ Produkte einen Ursprung haben und dass Menschen dafür arbeiten, dass wir hier gut versorgt sind. Und das Wichtigste: Dass wir Einfluss darauf nehmen können, dass das Recht auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen eingehalten wird und so ein weiterer Schritt hin zu einer nachhaltigen Entwicklung gemeinsam gegangen wird.
Kann jede Kita eine FaireKITA werden und was sind die Bedingungen?
Ja, bewerben können sich alle Tageseinrichtungen für Kinder. Von Kindertagesstätten, Kindergärten über Familienzentren bis hin zu Elterninitiativen. Auch Träger können sich als FaireKITA-Träger auszeichnen lassen. Für die Bewerbung müssen fünf Kriterien erfüllt werden: Mit einem Beschluss durch ein Gremium, wie zum Beispiel dem Kindergartenrat oder dem Vorstand des Vereins, wird schriftlich festgehalten, dass die Einrichtung als FaireKITA ausgezeichnet werden möchte. Dann bilden Vertreter:innen des Kita-Teams und der Eltern das „Faire Team“, das kontinuierlich für die Umsetzung und Einhaltung der Kriterien sorgt. In der Einrichtung sollten auf Dauer mindestens zwei faire Produkte, eines für Kinder, wie zum Beispiel Saft, Bananen oder Spielzeug, sowie eines für Erwachsene, wie beispielsweise Kaffee, genutzt werden. Den wichtigsten Aspekt der Bewerbung stellt die Bildungsarbeit mit den Vorschulkindern zum Thema Fairer Handel dar. Dieser ist fester Bestandteil der Arbeit in der Kita und wird im Alltag integriert. Über Pressemeldungen, Elternbriefe oder Aushänge in der Kita sollte außerdem über mindestens zwei Aktivitäten rund um die FaireKITA berichtet werden.
Ein Fokus eures Projekts liegt derzeit auf dem Thema „Fußball und Menschenrechte“, warum ist das Thema so wichtig?
Mitte Juni wird in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft der Herren angepfiffen. Ganz Deutschland fiebert mit, auch schon die kleinsten Fans. UEFA und DFB wollten mit der EM 2024 in Sachen Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen und sie zur „nachhaltigsten EM aller Zeiten machen“. Als FaireKITA sehen wir beim Punkt globale Verantwortung und faire Löhne jedoch noch viel Luft nach oben. Für ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft erhält ein:e Näher:in gerade einmal 10 Cent. Ein Lohn, von dem man kaum leben kann. Auch für das Nähen der Bälle, mit denen während der EM gespielt und trainiert wird, erhalten Näher:innen in den Ballfabriken keine fairen Löhne. All das während die großen Sportartikelhersteller, wie adidas, Nike oder Puma hohe Gewinne erzielen. Und genau hier liegt der Ball bei uns! Als Konsument:innen können wir Einfluss nehmen, in dem wir faire Sportartikel kaufen, aber auch indem wir andere auf die Problematiken aufmerksam machen, darüber informieren und darüber sprechen.
Wie können Kitas mit kleinen Fußballfans zu diesem Thema arbeiten?
Auch in der Arbeit mit Kita-Kindern können die Themen Fairness beim Fußball und Gerechtigkeit kindgerecht und leicht verständlich bespielt werden. Gleichzeitig kann Fußball ein Anlass sein, sich in der Kita mit dem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen auseinanderzusetzen. Es kann beispielsweise gefragt werden: Welche Werte sind uns im gemeinsamen Spielen und Zusammenleben wichtig? Wie möchten wir miteinander umgehen? Und wie sieht denn rücksichtsvoller Umgang mit Menschen in anderen Teilen der Welt aus? Um in dieses spannende Themenfeld in der Kita einzusteigen, haben wir für Kitas eine Hintergrundbroschüre und eine neue Bildungseinheit „Der Faire Fußball“ entwickelt. Damit möchten wir Kita-Teams und die Kita-Kinder einladen, sich spielerisch näher mit dem Thema zu beschäftigen. Anhand einer Bildergeschichte lädt die Bildungseinheit zunächst in die „Hauptstadt der Ballmacher“ nach Sialkot in Pakistan ein. Die Kinder lernen dort den Alltag der fünfjährigen Saha und ihrer Familie kennen. Ihre Eltern arbeiten in einer besonderen Fußballfabrik, die nach fairen Kriterien arbeitet. Anschließend stehen verschiedene Bewegungsspiele, Basteleinheiten und eine Fingerpuppengeschichte zur Verfügung, die den Kindern spielerisch Wissen vermitteln und ihre Sinne und ihr Bewusstsein für Fairness, Gemeinschaft und Vielfalt stärken.
Weitere Informationen
=> Übersicht der Bildungsangebote
=> Broschüre Fussball und Menschenrechte in der Kita (PDF)
=> Förderprojekt Z-5664 FaireKITA – gemeinsam für globale Gerechtigkeit
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