Das Umweltverhalten der Deutschen 2020
Resultate 1/2022 / Das Umweltverhalten der Deutschen
Das Umweltverhalten der Deutschen 2020
Jahrelang hinkte in Deutschland das Umweltverhalten hinter der emotionalen und rationalen Umweltbewertung her. Nach aktuellen Untersuchungen scheint sich diese Lücke etwas zu schließen.
Wir Deutschen lassen uns gerne loben, für unsere Mülltrennung, den hohen Marktanteil von Bioprodukten oder den Ausstieg aus der Atomkraft. Doch Hand aufs Herz, verhalten wir uns in Sachen Umwelt wirklich so vorbildlich? Antworten liefern die Umweltbewusstseins-Studien, die das Umweltbundesamt seit 1996 alle zwei Jahre in Auftrag gibt und die dadurch ein gutes Profil des Umweltbewusstseins widerspiegeln (siehe Grafik). Die Untersuchungen zeigen auch, welche umweltbezogenen Denk- und Handlungsmuster existieren und wie groß die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ist, selbst zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.
Die Forscher teilen das Umweltbewusstsein daher in drei Teilbereiche: die emotionale Bewertung (Umweltaffekt), die rationale Bewertung (Umweltkognition) sowie das Handeln (Umweltverhalten).
Leichter Aufwärtstrend
In der Tabelle sind die Werte zu Umweltaffekt, Umweltkognition und Umweltverhalten dargestellt. Die rationale Bewertung ist mit 7,9 von 10 Punkten gut ausgebildet und seit 2018 stabil. Ebenso verhält es sich mit der emotionalen Bewertung. Das Handeln fällt dagegen stark ab. Betrug dieser Wert 2018 noch 4,6, liegt er mittlerweile bei 4,9 – es zeichnet sich also ein leichter Aufwärtstrend ab. Nach Angaben des Umweltbundesamtes lässt sich dieser Trend dadurch erklären, dass mehr Menschen in Deutschland Geld für Umwelt- oder Naturschutzgruppen spenden, Ökostrom beziehen und zu den Hauptmahlzeiten nie oder nur selten Fleisch essen. Dabei zeigt sich, dass Frauen, im Gegensatz zu Männern, deutlich eher bereit sind zu handeln. Sie kaufen beispielsweise mehr Lebensmittel aus biologischem Anbau und verzichten eher auf Fleisch. Die Forschenden fanden auch heraus, dass viele der abgefragten Verhaltensweisen eher von Personen mit hohem oder sehr hohem Bildungsniveau gezeigt werden.
Engagement der Bürger:innen
Das Umweltbundesamt befragt Bürgerinnen und Bürger aber auch, wie zufrieden sie mit ihrem eigenen Handeln sind. Nachdem die Zufriedenheit im Jahr 2018 stark eingebrochen war, stieg sie 2019 wieder etwas. Dies hing vermutlich mit dem intensiven Engagement vieler (junger) Menschen zusammen, die aktiv für eine konsequentere Klimapolitik eintraten, beispielsweise der Fridays-for-Future-Bewegung. Diese positive Tendenz kehrte sich 2020 allerdings wieder um. Die Befragten schauen offenbar wieder kritischer auf ihr eigenes Handeln und auf das ihrer Mitmenschen. Eine mögliche Erklärung sieht das Umweltbundesamt darin, dass die Bürger:innen einen wachsenden Handlungsdruck, etwa in Bezug auf den Klimaschutz, wahrnehmen und deshalb der Anspruch an ein umwelt- und klimaverträgliches Handeln gestiegen ist. Die geringere Zufriedenheit mit dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger ist dabei insbesondere bei Jüngeren festzustellen. Dies könnte damit zu tun haben, dass die Aktivitäten der Fridays-for-Future-Bewegung und anderer Initiativen aufgrund der Coronapandemie nur sehr eingeschränkt möglich waren.
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