Buch: Aufbruch in eine Zukunft für Alle

Buch: Aufbruch in eine Zukunft für Alle - Earth for all Deutschland

Buchtipp: Aufbruch in eine Zukunft für Alle

Antworten auf aktuelle Herausforderungen und die Polykrise

12. November 2024 – Unsere Welt befindet sich in einer Polykrise – einer Vielfach-Krise. Nicht nur der Klimawandel zeigt, dass ein Umsteuern notwendig ist, sondern auch das Artensterben, das Überschreiten von sechs der neun planetaren Grenzen oder der Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine. Weltweit häufen sich die durch den Klimawandel verursachten Extremwetterereignisse, von deren Schäden besonders die Menschen im Globalen Süden betroffen sind, die aber an deren Entstehen den geringsten Anteil haben. Expert:innen prognostizieren bereits heute, dass der Klimawandel die Migration von Menschen in Not in den Globalen Norden verschärfen und Populisten weiteren Nährboden für das Untergraben der Demokratie liefern wird.

Deshalb ist es gut, dass das Wuppertal Institut und der Club of Rome mit dem neuen Buch Earth for All Deutschland – Aufbruch in eine Zukunft für Alle Strategien und Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen vorstellen. Denn, wie die Autorinnen und Autoren des Buches betonen, haben wir die Möglichkeiten zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft noch selbst in der Hand. „Wir müssen den Blick viel stärker auf die Chancen und immensen Potenziale richten“, sagte Prof. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts bei der Vorstellung des Buches. Er betonte, dass wir die erforderlichen technischen und politischen Lösungsoptionen haben. „Nun kommt es jedoch darauf an, sie geschickt miteinander zu kombinieren und vor allem, die sozialen und ökologischen Aspekte zusammenzudenken – dann ist eine nachhaltige Transformation möglich“, so Fischedick.

Zwei Zukunftsszenarien für Deutschland

Auf Basis aktueller Daten entwerfen die Autorinnen und Autoren für Deutschland zwei Zukunftsszenarien: ein Szenario des „Weiter so“ und ein Szenario, das auf strukturelle Veränderungen setzt und den Pfad der Transformation beschreitet. Doch was muss passieren, damit der Weg für eine lebenswerte und klimanagepasste Zukunft in Deutschland geebnet werden kann? Dafür beleuchten die Autor:innen sechs Bereiche, die für einen gesellschaftlichen Wandel am ausschlaggebendsten sein sollen, um gute Lebensbedingungen für alle zu ermöglichen und Krisen zu begegnen:

  1. Die Armutswende: Gerechtigkeit bei uns und in der Welt
  2. Die Ungleichheitswende: Wohlstand gerecht verteilen
  3. Die Empowermentwende: Selbstwirksamkeit für alle
  4. Die Ernährungswende: Gut für uns und den Planeten
  5. Die Energiewende – ist auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel

Als sechsten Bereich thematisieren sie den hohem Ressourcenverbrauch, den wir in Deutschland haben und die Notwendigkeit der Umstellung von einer heute stark linear ausgerichteten Wirtschaftsweise auf eine Kreislaufwirtschaft. Dabei stellen sie heraus, dass es darauf ankommt, die Kehrtwenden mit einer gemeinsamen, ineinandergreifenden Strategie anzugehen. Ihre zentrale Aussage: Wenn alle Kehrtwenden gemeinsam und intelligent umgesetzt werden, können sie sich gegenseitig bestärken. Jede Wende für sich alleine stehend sei zum Scheitern veruteilt. Eine ökologische Transformation funktioniert nach Meinung der Autorinnen und Autoren außerdem nur dann, wenn alle die Chance haben, daran mitzuwirken und wenn soziale Ungleichheiten abgebaut werden. Schaffen wir es als Gesellschaft neue technologische Lösungen mit einem nachhaltigen Lebensstil zu kombinieren, ließen sich Ressourcen sparen und Umweltbeeinträchtigungen vermeiden, so die Autor:innen.

Ins Handeln kommen

Mit dem Buch erheben die Autor:innen jedoch nicht den Anspruch, alle Antworten auf die aktuellen Herausforderungen gefunden zu haben. Sie verstehen ihr Werk vielmehr als Diskussionsangebot für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft und als Grundlage für einen Diskurs. Das Buch zeigt nach Meinung von Prof. Manfred Fischedick auch, dass es möglich ist, „Klimaschutz zu betreiben, ohne die Deindustralisierung voranzutreiben“. Seiner Meinung nach ist es wichtig, die gesellschaftlichen Kräfte zu bündeln und „ins Handeln zu kommen“. „Die Politik müsse die Rahmenbedingungen für mehr Umwelt- und Klimaschutz setzen. Dabei dürfe es aber nicht darum gehen, eine Verbotskultur einzuführen und mit dem Finger auf den Konsumenten zu zeigen. Es gehe vielmehr darum, eine Ermöglichungskultur zu implementieren und so nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu einer Selbstverständlichkeit zu machen, die es heute noch nicht sind“, erklärte der Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.

 

Die zentrale Aussagen des Buchs sind:

1. Ein schneller Wandel zum Positiven ist möglich.

2. Grenzenloses Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen ist unmöglich – und schon deshalb kein Maßstab für Lebensqualität und Gutes Leben.

3. Verschiedene Bereiche gleichzeitig zu transformieren ist einfacher als jeden einzeln.

4. Eine ökologische Transformation ohne Abbau der sozialen Ungleichheit wird scheitern. Der Schutz des Klimas und der Ökosysteme lässt sich nur mit einer gleichzeitigen deutlichen Reduzierung von Ungleichheit und einer Bekämpfung von Armut erreichen.

5. Technik allein ist nicht die Lösung für alle Herausforderungen.

6. Die notwendigen Transformationsprozesse sind nur gemeinsam und mit Unterstützung aller umsetzbar. Unsere Demokratie muss dafür gestärkt werden und Aushandlungsprozesse ermöglichen: Dazu bedarf es einer Verstärkung der Selbstwirksamkeit (Empowerment), insbesondere von Frauen und Jugendlichen, deren Rechte und Bedürfnisse noch zu wenig Gehör finden. Eine Transformation mit vielen Verlierer:innen gefährdet die Demokratie.

7. Mutige Zukunftsinvestitionen sind durchaus finanzierbar.

8. Als führende Industrienation trägt Deutschland weltweit eine besondere Verantwortung und muss diese Rolle auch wahrnehmen.

 

Fazit

Ein wichtiges Buch, das zur richtigen Zeit kommt. Es zeigt wissenschaftlich fundiert auf, wie Themen wie Bildung, Ernährung, Energie und soziale Gerechtigkeit zusammenhängen und sich gemeinsam lösen lassen. Die Autorinnen und Autoren erklären, wie ein gutes Leben für alle mit weniger Ausbeutung von Mensch und Natur möglich ist. Soziale Fortschritte und Nachhaltigkeit müssen sich nicht gegenseitig ausspielen, sondern können sich gegenseitig verstärken – trotz der dramatischen Lage durch Kriege, demokratiegefähredenden Populismus und wirtschaftlicher Stagnation.

 

Earth for All Deutschland – Aufbruch in eine Zukunft für Alle
Club of Rome (Hrsg.),
Wuppertal Institut (Hrsg.)
280 Seiten, ISBN 978-3-98726-111-4, Softcover 26 Euro, E-Book 20,99 Euro, auch als Hörbuch erhältlich.

 

Weitere Informationen

=> Buch beim oekom-Verlag