BNE in der Praxis umsetzen

BNE in der Praxis umsetzen

Professionalisierung und Qualitätsentwicklung von BNE in der außerschulischen Bildungsarbeit

Im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte ist das Thema Nachhaltigkeit in vielen gesellschaftlichen Bereichen angekommen. Nachhaltigkeit ist zu einem viel genutzten Begriff geworden – ob in Politik, Wirtschaft oder Werbung –, das Label Nachhaltigkeit boomt. Das ist auf den ersten Blick gut, weil Nachhaltigkeit so in unsere Köpfe kommt, auf den zweiten Blick aber auch kritisch zu bewerten, da es der Sache nicht gerecht wird. Und genau hier setzt Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an.

BNE will Menschen jeder Altersstufe zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen, das sich an den Erfordernissen einer lokalen und globalen nachhaltigen Entwicklung orientiert. Dies erfordert Kompetenzen, die Einzelnen aber auch Institutionen der Zivilgesellschaft eine fundierte Basis für das Handeln im Sinne von Nachhaltigkeit und der 17 Nachhaltigkeitsziele bieten. Fünf Jahre nach Verabschiedung der Agenda 2030 durch die Vereinten Nationen ist die Bilanz bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele eher ambivalent, denn die Welt sucht unverändert nach Lösungen. Für das Gelingen der Transformation der Gesellschaft spielt Bildung für nachhaltige Entwicklung daher eine große Rolle.

BNE als Querschnittsaufgabe

BNE wird als Aufgabe des gesamten Bildungswesens gesehen, was damit auch die Weiterbildung betrifft. Im aktuellen Gesetzentwurf des NRW-Weiterbildungsgesetzes wird BNE verankert und gehört künftig mit zur „Grundversorgung mit Weiterbildungsangeboten“ und den besonders herausgehobenen förderfähigen Bildungsveranstaltungen. In der pluralen und gemeinwohlorientierten Weiterbildung sind daher immer mehr Bemühungen erkennbar, BNE zu einem relevanten Handlungsfeld auszubauen. Dies zeigt sich zunehmend an den Bildungsprogrammen, die BNE entweder als eigenständigen Fachbereich aufnehmen oder als Querschnittsaufgabe der gesamten Einrichtung verstehen. Für die Einrichtungen der allgemeinen Weiterbildung, die sehr unterschiedliche Profil- und Programmschwerpunkte haben, bedeutet dies, das Bewährte fortzuführen und gleichzeitig einen Entwicklungsprozess zur Stärkung von BNE anzustoßen, der sich letztlich auf die gesamte Einrichtung auswirkt. Als Querschnittsaufgabe beschränken sich nachhaltiges Handeln und BNE nicht nur auf Bildungsangebote, sondern beziehen auch die Mitarbeitenden und die Organisation im Sinne des „Whole Institution Approach“ – des ganzheitlichen Ansatzes – mit ein. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der eigenen Organisation wird zum handlungsleitenden Prinzip, denn wer in der Bildungsarbeit den drohenden Klimawandel zu seinem Thema macht, muss in Sachen Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen.

Professionalisierung von BNE

BNE ist ein ganzheitliches Bildungskonzept, das sich an einer Zukunftsgestaltung orientiert und Lerninhalte, Themen und Handlungsfelder für eine nachhaltige Entwicklung aufnimmt. Didaktisch spielen Lebenswelt- und Alltagsorientierung, Problem- und Lösungsorientierung, partizipative und aktivierende Lernformen und Handlungsorientierung eine große Rolle. Diese Prinzipien sind nicht in Abgrenzung zu bekannten pädagogisch-didaktischen Diskursen zu verstehen, sondern akzentuieren diese anders. Dabei spielt die Kompetenzorientierung im Zusammenhang mit BNE eine große Rolle. Sie ist für die Gestaltung von Bildungsprozessen und Bildungsangeboten zentral. Neben dem Verstehen von komplexen Zusammenhängen und dem Erwerb von nachhaltigkeitsrelevantem Wissen geht es um die Förderung von methodischen, sozial-kommunikativen Kompetenzen und Selbstkompetenzen. Dies hat im Kontext des lebenslangen Lernens Bedeutung für unterschiedliche Zielgruppen und Institutionen.

Auch wenn es in der Weiterbildung seit langem zahlreiche Anknüpfungspunkte gibt, besteht noch erheblicher Entwicklungsbedarf, um BNE in der Breite zu institutionalisieren. So erarbeitet der Gütesiegelverbund in einem von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen geförderten Projekt, wie BNE in der Weiterbildung / Erwachsenenbildung professionalisiert werden kann. Folgende Instrumente haben sich bisher als sinnvoll erwiesen:

  • Networking durch Organisation eines geregelten Austauschs von Wissenschaft, Praxis und Expert:innen
  • Qualifizierung von Multiplikator:innen (Leitungen, pädagogischen Fachkräften der Weiterbildung, Jugendbildung und Elementarpädagogik)
  • Beratungs-Workshops für Einrichtungen, die ihre BNE-Arbeit verstärken und (weiter-) entwickeln wollen
  • Arbeitshilfen bieten eine gute Hilfestellung, um die Qualität von BNE-Aktivitäten zu verbessern – sowohl für den Einstieg als auch die Vertiefung.
Qualitätsentwicklung mit BNE

Verstärkt durch die wachsende gesellschaftliche Bedeutung von BNE gibt es mehr und mehr Weiterbildungseinrichtungen, für die der Erwerb eines BNE-Gütesiegels, das die Qualität ihrer BNE-Bildungsarbeit dokumentiert, von Interesse ist. Für Weiterbildungseinrichtungen, die über ihre für die allgemeine Weiterbildung geltende Zertifizierung hinaus ein zusätzliches BNE-Gütesiegel anstreben, bietet der Gütesiegelverbund Weiterbildung dieses als ein gemeinsames Verfahren an. Dabei werden die BNE-Qualitätskriterien in das Qualitätsmanagementmodell des Gütesiegelverbundes integriert. Mit dem zusätzlichen Erwerb eines BNE-Gütesiegels zeigen Weiterbildungseinrichtungen, dass BNE für sie ein relevantes Handlungsfeld ist und sie sich den Herausforderungen der gesellschaftlichen Nachhaltigkeit und zentralen Zukunftsfragen stellen.

Im März 2021 konnten die BNE-Agentur in der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) und der Gütesiegelverbund Weiterbildung sechs weitere Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen mit dem BNE-Zertifikat auszeichnen. Dies belegt, dass sich die Zertifizierung für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der nordrhein-westfälischen Bildungslandschaft etabliert. Damit tragen in Nordrhein-Westfalen insgesamt 31 außerschulische Lernorte das BNE-Gütesiegel.

Kontakt

Marita Klawe, Günter Boden (wissenschaftliche Mitarbeiter:innen), Christel Fissahn (Geschäftsführerin) beim Gütesiegelverbund Weiterbildung e.V.

www.guetesiegelverbund.de/bne

 

=> Förderprojekt Z-5554 BNE-Bildungsangebote kompetenzorientiert planen, durchführen und auswerten

=> Förderprojekt Z-5432 Professionalisierung und Qualitätsentwicklung – Support für die Praxis der außerschulischen BNE-Bildungsarbeit

 

Resultate-Ausgabe zu BNE