15 Jahre Jecke Fairsuchung
Was wurde aus der Jecken Fairsuchung?
22. Februar 2017 – Im rheinischen Karneval wird die Vernunft für ein paar Tage ausgehebelt. Das muss auch so sein – abwägen, nachdenken und rationale Entscheidungen fällen soll man schließlich schon den ganzen Rest des Jahres. Eine ausgesprochen vernünftige Idee für die 5. Jahreszeit hatte allerdings der Agenda 21-Themenkreis „Köln in globaler Partnerschaft“, als er zu Beginn dieses Jahrtausends damit begann, bei den Kölner Karnevalsvereinen für den Einsatz von fair gehandelten und biologisch produzierten Kamellen zu werben.
In der Session 2002 ging es los, zunächst mit überschaubarem Erfolg. Unter den hunderten Tonnen Wurfmaterial der Kölner Karnevalszüge fanden sich erst wenige Zentner fair gehandelter Süßigkeiten. Immerhin hatte das Kölner Dreikönigs-Gymnasium zehn Prozent seines Kontingentes auf faires Material umgestellt, und im Südstadtzug brachte der Verein Südstadtkinder 2.000 Schokotäfelchen aus fair gehandelten Rohstoffen unters närrische Volk. Auch einige Nachbarstädte machten mit – beim Kappessonntagszug in Neuss warfen Bürgermeister und Prinz faire Kamelle, und die Stadtwerke Düsseldorf bestückten als erstes großes Unternehmen der Region ihren Rosenmontagswagen mit 7.500 fairen Sesamschnitten.
Ein Anfang war also gemacht, und was für einer: Bei der Pressekonferenz der fairen Aktivisten für die kommende Session drängelten sich am 18. November 2002 in Köln knapp 100 Teilnehmer. 2003 zeichnete die Landesregierung NRW das Projekt als ein „Best Practice-Beispiel“ mit Vorbildcharakter für praktizierte Nachhaltigkeit im Lande aus. Damals begannen auch die beiden Schauspieler und Kölner Tatort-Kommissare Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär mit ihrer Unterstützung für einen fairen Karneval, die bis heute anhält. Und in der Session 2003/2004 wurde das Engagement der nachhaltigen Kölner Jecken erstmal von unserer Stiftung gefördert.
Die Kampagne erfuhr in den folgenden Jahren weiteren Zuspruch, unter anderem durch die Brühler Dreigestirne, die Beueler Wiever, die Karnevalsjugend Dortmund, die Stadtwerke Düsseldorf sowie zahlreiche weitere Karnevalsvereine. Im Juni 2006 gründeten schließlich Karnevalisten aus Brühl, Wuppertal, Köln und Dortmund den Verein „Jecke Fairsuchung“ – stilecht mit einer heiteren Talkrunde in der Severinstorburg. Roland Mohlberg, der noch heute für den Verein spricht, wurde damals in das dreiköpfige Vorstandsteam gewählt.
Mohlbergs Bilanz fällt vorsichtig positiv aus: „Wir setzen rund 150.000 fair gehandelte Produkte mit einem Gesamtgewicht von bis zu 1,5 Tonnen pro Session ab, mit leicht steigender Tendenz.“ Das Ziel eines Anteils von zehn Prozent am gesamten Wurfmaterial sei allerdings noch nicht erreicht worden. Der Verein beteilige sich regelmäßig an verschiedenen Netzwerktreffen zum Thema Nachhaltigkeit, etwa bei der Steuerungsgruppe Fairtradetown Köln oder beim Projekt Fairtrade Schools. Darüber hinaus hat „Jecke Fairsuchung“ mit „Faire Kamelle als Botschafter für den fairen Handel“ und „Aktiv für Faire Kamelle“ zwei Bildungsprojekte aufgelegt, die ebenfalls von unserer Stiftung gefördert wurden.
Seit 2004 wird ein besonders vorbildliches Engagement aktiver Karnevalistinnen und Karnevalisten für den Fairen Handel in der jeweils vorangegangenen Session mit der Auszeichnung „Faire Jecken“ gewürdigt. Aktueller Preisträger ist die hessische Universitätsstadt Gießen, die sich seit 2011 als offizielle Fairtrade-Stadt bezeichnen darf. Seither engagieren sich die Verantwortlichen der Stadt für die öffentlichkeitswirksame Verbreitung der Idee des Fairen Handels im Karneval, indem sie beim Gießener Fassenachtszug zu 100 Prozent fair gehandelte Kamelle und Blumen werfen. Und wer beim Aufreißen der vom Wagen geworfenen Tütchen mit dem Aufdruck „Faire Kamelle“ einen Blick auf die Rückseite wirft, findet dort Informationen über den fairen Handel.
Unsere Stiftung hat zwei Projekte der Jecken Fairsuchung mit insgesamt rund 115.000 Euro gefördert. Weitere Informationen unter www.jeckefairsuchung.net sowie in unserer Projektdatenbank unter E-4066 und E-4746